Jubiläum: 100 Jahre kath. Kirche

 
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Heilige Messe Birstein

Katholische Kirche Mariae Heimsuchung Birstein

Über 175 Jahre katholische Kirchengemeinde Birstein

Am 16. Oktober 2016 sind es 180 Jahre, daß nach der Einführung der Reformation wieder eine hl. Messe in Birstein gefeiert wurde. Zwar war schon früher für katholische Gäste — das ganze Fürstliche Haus Isenburg hat damals dem reformierten Bekenntnis angehört — im Schloss zelebriert worden, doch waren diese Gottesdienste rein privater Natur. Der seit dem 16. Oktober 1836 nicht mehr unterbrochene Gottesdienst hingegen war öffentlich und er war auswärtigen Teilnehmern zugänglich, obgleich er zunächst in der Privatkapelle des „Gelben Baues“ gefeiert wurde. Mit ihm beginnt das Leben der katholischen Kirchengemeinde zu Birstein, deren Geschichte mit der des Fürstlichen Hauses sehr eng verknüpft ist.


Bereits die Veranlassung zu diesem Gottesdienst ist durch dasselbe gegeben worden. Es war die am 4. Oktober 1836 zu Kleinheubach stattfindende Vermählung des Prinzen Viktor mit der Prinzessin Maria Crescentia zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, einer Tante des Katholiken Karl Fürst zu Löwenstein, der 1921 als Dominikanerpater Raimundus gestorben ist. Da die Ehe des damals regierenden Fürsten Wolfgang Ernst III. kinderlos war und da deshalb mit der Succession seines Bruders, des erwähnten Prinzen Viktor, bez. mit dessen Deszendenz gerechnet werden musste, fiel dieser Verbindung besondere Bedeutung zu. Als die Eltern der Braut sich die Möglichkeit der katholischen Religionsausübung für die Tochter ausbaten, leistete der Chef des Hauses keinen Widerstand und ließ beim Guardian in Salmünster anfragen, ob ein Pater die sonntägliche hl. Messe in Birstein übernehmen könne. Der Guardian, Pater Heinrich Weiß, gab alsbald seine grundsätzliche Zusage, machte aber darauf aufmerksam, dass die Zustimmung des Bischofs von Fulda und für das Kloster überdies die Einwilligung des Provinzial-Oberen erforderlich seien. Noch am gleichen Tage traf des letzteren Ja ein und zugleich das Versprechen, bei Zustandekommen der Angelegenheit einen Pater zu schicken.


Am 14. September hat Fürst Wolfgang Ernst ein persönliches Gesuch um Genehmigung des Gottesdienstes an Bischof Leonhard Pfaff von Fulda gerichtet. Pater Weiß aber war inzwischen in Birstein gewesen, hatte da die Mutter der Braut, die Fürstin Sophie Luise zu Löwenstein, geborene Gräfin zu Windisch-Graetz, aufgesucht und hatte dem Bischof gemeldet, dass die Kapelle in einem schönen Zimmer des Prinzenbaues eingerichtet werde, dass am Gottesdienst außer den katholischen Angestellten auch die Katholiken Birsteins teilnähmen, dass das Kloster Altarstein, Paramente und Kirchengerät bis zu einer Anschaffung durch den Prinzen leihweise zur Verfügung stellen werde, wäre doch mit baldigem Eintreffen der Neuvermählten zu rechnen, und dass die Erlaubnis einer Hauskapelle auch für das Schloss Hammer bei Neuenschmidten wünschenswert wäre, wollte doch das Paar den Sommer vermutlich dortselbst verbringen. Die bischöfliche Genehmigung, die sowohl Birstein wie Schloss Hammer umfasste, ist am 21. September erfolgt. Seit diesem Tage hat Birstein einen öffentlich erklärten Gottesdienst. Der Guardian aber ist gleichzeitig gebeten worden, der Hauskapelle Einrichtung zu überwachen. Er war es, der den ersten Gottesdienst in Birstein übernahm und der auf Wunsch des Prinzen die nötigen Anschaffungen leitete.


Als erster ständiger Seelsorger in Birstein hat Pater Sturmius Müller gewirkt. Er versah den Posten als „Stationar“, d. h. er hielt sich die Woche über im Kloster auf und begab sich von Samstag bis Montag nach Birstein, wo für ihn im Prinzenbau ein Zimmer bereit stand. Die Versehgänge wurden vom Kloster aus besorgt, was übrigens seit langem in der ganzen protestantischen Umgebung geschehen war. Als Erkenntlichkeit gab Prinz Viktor jährlich ein Honorar von 200 fl., wovon die Hälfte dem Kloster, die Hälfte dem Stationar zufallen sollte.


Da die Zahl der Katholiken zunahm, beschloss Prinz Viktor den Bau einer besonderen Kapelle. Prinzessin Maria Crescentia hatte einen Baugrund erworben und ließ 1840 eine solche mit einer Gruft für die katholischen Mitglieder des Hauses auf ihre Kosten errichten. Am 14. Juni 1842 hat Bischof Leonhard Pfaff den Neubau benediziert und hat in einer Festpredigt die uneigennützigen Verdienste des Fürstlichen Hauses zu rühmen gewusst.


Bis zur Bildung einer rechtlich anerkannten Kapellengemeinde aber sollte es freilich noch lange dauern. Schon Pastor Pater Aloys Merz hatte am 20. Sept. 1836 dem Generalvikariat vorgeschlagen, die Katholiken der Ämter Wächtersbach und Birstein in Salmünster einzupfarren. Durch die Steingutfabrik in Schlierbach und das Eisenwerk In Neuenschmidten waren viele katholische Arbeiter zugewandert. Diese holten zu Versehgängen die Franziskaner von Salmünster und fänden sich teilweise beim Gottesdienst in Salmünster und Romsthal ein, bei der großen Entfernung beider Kirchen jedoch erfüllten nur wenige ihre religiösen Pflichten. Da sie überdies nirgends eingepfarrt wären, fehle dem Pastor von Salmünster die amtliche Handhabe, auf sie einzuwirken. Das Generalvikariat hat diesen Vorschlag vorläufig abgelehnt; eine nochmalige Anregung im Juli 1837 hatte keinen besseren Erfolg. Hauptgrund war der damals noch bestehende Pfarrzwang, durch den religiöse Minderheiten dem Pfarrer der Mehrheit in Bezug auf die gebührenpflichtigen Amtshandlungen, wie Taufe, Trauung und Begräbnis, unterstellt waren. Auf jeden Fall mussten die Gebühren dem ‚‚amtlichen“ Pfarrer entrichtet werden, auch wenn man seine Dienste nicht in Anspruch nahm. Ein Antrag auf Lösung einer Minderheit aus einem solchen Pfarrverband stieß bei den staatlichen Behörden schon darum auf die größten Schwierigkeiten, weil die Stolgebühren in den Pfarrgehalt eingerechnet waren. Da nun das Fuldaer Generalvikariat mit der Regierung gerade über die Gründung der wichtigeren Kuratie von Gelnhausen unterhandelte, hielt man es für besser, die Anregung des Pastors von Salmünster vorläufig auf sich beruhen zu lassen.


Wie eifersüchtig übrigens der Staat über die Einhaltung des Pfarrzwanges wachte, zeigt die vom kurfürstlichen Kreisamt in Gelnhausen am 29. Juni 1839 an den Guardian von Salmünster gerichtete Anfrage, was es mit dem Seite 310 des Staatshandbuches als Hilfspriester in Birstein aufgeführten P. Sturmius Müller für eine Bewandtnis habe. Beruhigend erwiderte Pater Heinrich Weiß der Gottesdienst habe auf Wunsch des fürstlichen Hauses seinen Anfang genommen und erstrecke sich auf Predigt und Spendung jener Sakramente, die ohne Eingriff in die pfarrliche Jurisdiktion erteilt werden könnten.


Die Seelsorgestelle in Birstein war also in dem ersten und zweiten Jahrzehnt das, was man früher als Missionsstation bezeichnete, ein Posten außerhalb des Pfarrverbandes. Der Stationar konnte predigen, beichthören, die hl. Kommunion und die hl. Ölung spenden. Die Taufe war gestattet, doch mussten die Stolgebühren dem protestantischen Pfarrer abgeliefert werden, der auch die Täuflinge in seine Bücher eintrug. Die Eheverkündigung geschah in der protestantischen Kirche, und die Brautleute mussten um einen Entlassungsschein bitten, wenn sie nicht vor dem protestantischen Pfarrer die Ehe schließen wollten. Verstorbene wurden von dem Stationar Im Hause eingesegnet und dann vom protestantischen Pfarrer begraben.


Die Zahl der Katholiken war anfangs sehr gering gewesen; außer der Prinzessin und acht Angestellten des fürstlichen Hofes befanden sich 16 Katholiken in Birstein. Später ermittelte man im Amtsbezirk weitere 11 Katholiken, ohne das Dorf Katholisch-Willenroth, das von jeher in Salmünster eingepfarrt war. Die Frage der Einpfarrung aller in den Ämtern Wächtersbach und Birstein vorhandenen Katholiken kam durch die Anfrage des Fuldaer Domkapitels vom 10. Juli 1849, welcher katholischen Pfarrei diese Orte am nächsten gelegen seien, in Gang. Da Aufenau, damals zu Würzburg gehörend, ausschied, konnte nur Salmünster in Frage kommen. Pater Weiß, der inzwischen Pastor geworden war, machte jedoch den Gegenvorschlag, in Birstein eine Kuratie zu errichten. An Hand einer beigelegten Karte zeigte er, dass Birstein ziemlich im Mittelpunkt der beiden Ämter gelegen sei; außerdem gehe die neue Kapelle gerade ihrer Vollendung entgegen, Prinz Viktor wolle den Katholiken die Mitbenutzung derselben gestatten; er zahle zudem 209 fl. und werde vermutlich noch mehr beisteuern, wenn ein ständiger Seelsorger nach Birstein käme, der auch die Erziehung der Prinzessinnen leiten könnte. Indes erwies sich die Sache vorderhand noch nicht als spruchreif; das Generalvikariat empfahl am 11. Februar 1842, die Katholiken der genannten Bezirke weiterhin der karitativen Seelsorge des Pastors von Salmünster und sprach die Hoffnung aus, der Pfarrer von Aufenau möge seine Mithilfe nicht versagen.

Pater Sturmius Müller hat 1849 seinen Posten verlassen, um Pastor in Salmünster zu werden. Ihm folgte in Birstein der bekannte Pater Max Kirchner, der später ebenfalls Pastor von Salmünster wurde und da 1890 starb. Ihn hat 1851 Pater Bonilfaz Diebel abgelöst, der 1853 für die Kapelle zu Birstein auf ewige Zeiten einen vollkommenen Ablass für das Fest Mariä Heimsuchung sowie das Altarprivileg für den Hochaltar erwirkt hat. Unter ihm ist ein von der Prinzessin gestiftetes Reliquiar dem Hochaltar eingefügt worden. Seine Tätigkeit scheint keine allzu lange gewesen zu sein, denn schon am 10. September 1853 wurde Pater Max Kirchner mit einem Spezialauftrag nach Birstein berufen.


Hier war nach kurzer Ehe Prinz Viktor unter Hinterlassung der beiden Töchter Sophie und Adelheid und des 1838 geborenen Prinzen Karl 1843 verstorben; er hatte seinen Bruder Fürst Wolfgang Ernst und seine Familie zu Vormündern bestellt. Die Töchter sollten in der Religion der Mutter, katholisch, und der Sohn im reformierten Bekenntnis des Vaters erzogen werden. Die Erziehung des Prinzen Karl ward einem streng reformierten Theologen anvertraut, während die Mutter sich vor religiöser Beeinflussung des Kindes zu hüten suchte. Indessen kam, was zu erwarten war; das ausgeprägt katholische Leben, das Prinzessin Maria Creszentia mit ihren Töchtern führte, blieb nicht ohne Wirkung auf den Sohn, der schließlich den Wunsch hegte, das religiöse Bekenntnis von Mutter und Schwestern zu teilen.


Angesichts der kurfürstlichen Verordnung von 1851, wonach das 14. Lebensjahr als Anfangsgrenze der religiösen Selbstentscheidung bestimmt war, entschloss sich Prinz Karl 1853, das katholische Glaubensbekenntnis abzulegen. Damit hat die Sendung Kirchners, des Vertrauten der Prinzessin-Mutter, zu tun gehabt, über welches Geschehen deshalb kaum mehr zu sagen ist, weil alles mündlich erledigt worden ist.


Jedenfalls entschied das von Fürst Wolfgang Ernst angerufene Gericht, dass hier das Gesetz von 1848 gelte, wonach das Alter freier Religionswahl erst mit dem 18. Lebensjahre erreicht sei. Der Prinz musste demnach vorläufig protestantisch bleiben. Zugleich entzog das Gericht als Obervormundschaftsbehörde der Prinzessin Marie Creszentia die Vormundschaft und hieß den Prinzen zu seinem Oheim in das fürstliche Schloss ziehen. Die Prinzessin-Mutter musste Birstein verlassen und nahm auch ihre Töchter mit. Da schien die katholische Gemeinde, Ihres Rückhaltes beraubt, in Gefahr, doch der Fürst begnügte sich mit der Auslieferung des Prinzen und hat der Gemeinde keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt.


Als Pater Kirchner Ende 1853 oder Anfang 1854 abzog, übernahm Pater Isidor Modest die Seelsorge. In die Zeit seiner Wirksamkeit fällt ein Ereignis von großer Bedeutung. Bischof Florentinus Kött hatte sich am 17. November an den Kurfürsten nach Kassel um die Eingliederung der im Amt Birstein verstreuten Katholiken in die Pfarrei Salmünster gewandt. Die allerhöchste Entscheidung vom 19. November 1857 hat dieselbe genehmigt und hat damit den Bestand der dortigen Seelsorgestelle gesetzlich gesichert. Zu der neuen Filiale gehörten nun alle Orte des Amtes Birstein, mit Ausnahme von Katholilsch-Willlenroth und Schönhof, die bei der Kirche in Romsthal verblieben. Waren die Patres bisher Hauskapläne der Prinzessin gewesen, die sie besoldete und in deren Hauskapelle sie den Gottesdienst abhielten — die Bestellung derselben hatte sie den Ordensoberen überlassen — von jetzt ab erfolgte deren Anstellung nach Vorschlag des Klosters durch den Bischof, und von jetzt ab durften die Franziskaner keinen Gehalt mehr aus der fürstlichen Kasse beziehen, während das Gotteshaus Privatkapelle der Prinzessin blieb.

An die Stelle des 1861 nach Fulda versetzten Pater Modest trat Pater Petrus Baptista Ried, der die Seelsorge in Birstein bis mindestens 1861 versehen hat. Zu seiner Zeit haben Ereignisse gespielt, die für die katholische Gemeinde von entscheidender Bedeutung werden sollten.

Fürst Wolfgang Ernst hatte seinen Neffen an das Gymnasium zu Wittenberg geschickt und hatte ihn dort einem bedeutenden lutherischen Theologen anvertraut. Der mündiggewordene hat sich jedoch einem neuerlichen Rufe Gottes nicht verschließen können und hat — so geschehen heuer vor genau 145 Jahren — am 2. Mai 1861 zu Mainz in die Hände des Bischofs Emanuel Freiherrn von Ketteler das katholische Glaubensbekenntnis abgelegt. 1865 erfolgte seine Vermählung mit der Erzherzogin Marie Louise von Österreich, Prinzessin von Toskana. Nach dem am 29. Oktober 1866 erfolgten Ableben des Fürsten Wolfgang Ernst ist Prinz Karl dann Erbe der Birsteiner Stammgüter und des Fürstentitels geworden. Durch ihn ist das Fürstliche Haus in Birstein katholisch geworden. Und bald ist die Prinzessin-Mutter wieder nach Birstein zurückgekehrt. Fürst Karl war in seinem Privatleben ein vorbildlicher und im öffentlichen Leben ein aufrechter Katholik. Seine Rolle in der katholischen Bewegung und seine Haltung während des Kulturkampfes sind In die Geschichte des katholischen Deutschland eingegangen. Die katholische Gemeinde Birstein hatte an ihm stets einen opferbereiten Förderer. Dabei sind nicht nur finanzielle Opfer für die arme Gemeinde gemeint. Manchen Kirchen-Angelegenheiten der Gemeinde, die mit dem Staate zu regeln waren, hat er zweifellos zu gutem Abschluss verholfen.


Auf Pater Ried folgte, wahrscheinlich im Jahre 1867, Pater Ferdinand Müller. Von ihm liegt noch eine Abrechnung über das Kapellenvermögen vor, das durch Schenkungen und Kirchenkollekten inzwischen auf 1800 fl. angewachsen war. 1870 übernahm Pater Theobald Riehl die Seelsorge, und zwar zunächst wie seine Vorgänger als Stationar. Als aber im Zuge des Kulturkampfes im Oktober 1875 das Kloster Salmünster aufgelöst wurde, übersiedelte er für dauernd nach Birstein und wurde so der erste Lokalkaplan. Wohnung und Beköstigung hat er unentgeltlich Im Schloss erhalten.


Die Annalen der katholischen Kirchengemeinde Birstein haben hier einen Trauertag von besonderer Prägung zu erwähnen am 19. März 1878 hat Prinzessin Maria Creszentia zu Schloß Kleinheubach die Augen für immer geschlossen; die Hochverdiente ruht bei den Franziskanern auf dem Engelsberg in der Gruft der Fürsten zu Löwenstein.

Bisher hatten die Stationare in Ihrem Zimmer auf dem Schloss unentgeltlichen Religionsunterricht erteilt. Als jedoch die Zahl der katholischen Kinder 1884 auf 23 gestiegen war, sah sich Pater Riehl veranlasst, die Gemeinde Birstein um einen geeigneten Unterrichtsraum und um das übliche Honorar von 160 Mark zu bitten. Der evangelische Pfarrer Kausel jedoch lehnte als Lokalschulinspektor die Bereitstellung eines Raumes ab, weil auch Kinder anderer Gemeinden am katholischen Religionsunterricht teilnähmen.


Die Gemeinde Birstein war nicht in der Lage, ein Honorar von 160,— Mark zu zahlen. Um die Verhandlungen zu erleichtern, erklärte sich Pater Riehl bereit, für seine Person mit 50 Mark zufrieden zu sein, vorausgesetzt, dass damit den Rechten seiner Nachfolger kein Abbruch geschehe. Nach längerem hin und her entschied die Kgl. Regierung in Kassel, dass die Gemeinde Birstein verpflichtet sei, einen Raum zu stehen und das Honorar zu zahlen. Auf Grund dieses Bescheides einigte man sich dahin, dass den katholischen Kindern mittwochs und samstags nachmittags in der evangelischen Schule der Religionsunterricht. erteilt werden solle. Pater Riehl hat Birstein 1887 verlassen, um in das eben wieder eröffnete Kloster Frauenberg in Fulda zurückzukehren und um daselbst zwei Jahre später zu sterben.


Nun aber kam der Zeitpunkt, da die Franziskaner sich nicht mehr in der Lage sahen, die Stelle zu besetzen; so wurde Birstein vom Weltklerus übernommen. Dr. Wilhelm Frye traf als erster Kaplan am 17. Oktober 1887 in Birstein ein. Die ihm übergebenen Kapellengelder haben 6083 Mark betragen, wozu zwei ältere Hypotheken Im Gesamtwert von 1027 Mark hinzukamen. Dem neuen Kaplan wurde bald die Führung eigener Kirchenbücher und ein Amtssiegel bewilligt. Auf Dr. Frye folgte Kaplan Werner Röhre (1890 — 1892). Das Ordinariat übertrug ihm das Recht der Proklamation und der Trauung, wodurch Birstein eine förmliche Lokal-Kaplanei wurde. Unter ihm oder unter seinem Vorgänger muss auch, wie sich aus den späteren Ausführungen ergibt, das ältere Kaplanhaus erworben oder erbaut worden sein. Es stand wie die Kapelle auf fürstlichem Grund und Boden. Vom 8. August 1892 bis zum 1. Juli 1895 hat Kaplan Aloys Rink die Lokalkaplanei versehen. Auf seine Anregung stellte der damals für Birstein noch zuständige Kirchenvorstand von Salmünster 1893 den Antrag auf Errichtung einer katholischen Schule, da in Birstein selbst 31 und in Nachbarorten 10 katholische Kinder vorhanden wären. Zu den hierfür erforderlichen Auslagen verpflichtete sich das Generalvikariat in Fulda. Nach erfolgter staatlicher Genehmigung wurde die Schule von Lehrer Ferdinand Bauer am 1. Oktober 1893 eröffnet. Als Schulsaal diente zunächst ein gemieteter Raum in der evangelischen Schule. Auch der Lehrer wohnte vorerst noch in Miete. Zugleich ließ Kaplan Rink einen Schulsaal an die Kaplans-Wohnung bauen, der 1894 in Gebrauch genommen wurde.


Der bereits seit April 1805 aushilfsweise wirkende und zum 1. Juli d. J. berufene Kaplan Julius Klitsch hat das Kapellengrundstück und die Kapelle am 16. Dezember 1896 für den bischöflichen Stuhl erworben. Vorher, am 9. April, hatte Prinzessin Friederike, geborene Prinzessin im Solms-Braunfels. die Gemahlin des späteren Fürsten Franz Joseph, das Haus des Gerichtsaktuars Volkmer gekauft und dem Lokalkaplan zur Verfügung gestellt. Die Dienstwohnung für den Lehrer wurde in der alten Kaplanei eingerichtet; diese Wohnung mit dem angebauten Saal ergab fortan die katholische Schule. 1898 erstand Kaplan Klitsch das Schulgrundstück, um es am 18. Februar 1901 der Kapellengemeinde zu übereignen.


Es war am 16. Juli 1900, dass Bischof Adalbert Endert die inzwischen gesetzesgemäß gebildete Lokalkaplanei zum Hange einer Kuratie erhob. Gleichzeitig ist der Seelsorgebezirk erweitert worden. Neben dem Amte Birstein wurden eine Reihe von Orten aus dem Amte Wächtersbach zugewiesen Helfersdorf, Hellstein, Leisenwald, Neuenschmidten, Schlier— bach, Spielberg, Streitberg, Udenhain, Waldensberg und Wolferborn. Das machte, mit den Gemeinden des Amtes Birstein insgesamt 26 Orte, die Einzelhöfe nicht mitgerechnet. Katholisch-Willenroth mit Schönhof blieb bei Romsthal. Die Verfügung des Generalvikariates ist am 27. Juli von der Königl. Regierung in Kassel genehmigt worden. Leider hat der große Förderer der katholischen Gemeinde, Fürst Karl, diesen Tag nicht mehr erlebt; er war am 4. April 1899 zur ewigen Ruhe eingegangen. Auf Kuratus Klitsch ist am 25. März 1901 Andreas Weigand gefolgt, der die Kuratie bis zum 20. April 1903 verwaltet hat. Ihm, als dem Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, hat Fürstin Friederike 1902 das Pfarrhaus übereignet. Seine Nachfolger wurden bis 1900 Kuratus Ludwig Möller und ab 10. Juli 1906 Kuratus Joseph Selzer.


Inzwischen war die 1840 erbaute Kapelle nicht nur zu klein, sondern auch reparaturbedürftig geworden. Ein Umbau wurde Notwendigkeit. Kuratus Selzer hat das Verdienst, im Verlauf seiner fünfjährigen Tätigkeit durch freiwillige Gaben einen, erheblichen Baufond gesammelt zu haben, so dass Dechant Atzert aus Romsthal unter dessen Nachfolger Kuratus Paul Kernper (1. Oktober 1911 bis 1. Oktober 1914) am 19. Mai 1912 den Grundstein für das neue Gotteshaus legen konnte. Der Umbau ist nach den Plänen der Architekten Marschall und Greifzu in Göllheim (Rheinpfalz) ausgeführt worden. Die alte Kapelle ist zum Hauptschiff umgebaut und diesem ein neues Schiff an die Seite gestellt worden. Somit konnte der für die anwachsende Zahl der Katholiken erforderliche Raum geschaffen werden. Für den neuen Hochaltar wurde in der Längsachse eine Apsis angefügt. Damit war die Verlegung der fürstlichen Gruft notwendig geworden, die — nach Einebnung der bisherigen — unter der Apsis mit einem Zugang aus dem Innern der Kirche angelegt worden ist. Die Verbundenheit des fürstlichen Hauses mit der katholischen Kirchengemeinde hat damals dadurch Ausdruck erhalten, dass über der fürstlichen Loge das Wappen Isenburg und daneben die Allianz-Wappen Isenburg-Österreich und Isenburg-Solms-Braunfels in den Sandstein gemeißelt wurden. Bereits am 28. Mai 1914 konnte Bischof Josef Damian Schmitt die Kirche konsekrieren, die er unter dem Titel „Mariä Heimsuchung“ geweiht hat. Gleichzeitig hat derselbe Reliquien der hl. Märtyrer Alexander und Faustinus in die Steine des Hochaltars eingeschlossen. 


Am 1. Oktober 1914 wurde Kuratus Theodor Weidner (bis 1. Juli 1919) berufen. Zu seiner Zeit (1915) hat die am 27. August 1917 gestorbene Fürstin-Mutter Marie Louise den Seitenaltar zu Ehren Unserer Lieben Frau zur Erinnerung an ihren geliebten Gemahl und an den 50 jährigen Gedenktag ihrer so glücklichen Vermählung gestiftet, wie der lateinischen Inschrift am Altare selbst zu entnehmen ist. Gleichzeitig aber hat die katholische Gemeinde der hohen Gönnerin ein Gedenkbild überreicht, das für alle Wohltaten, für diese Altarstiftung und für das allzeit gegebene leuchtende Vorbild dankt und das bis heute seinen Platz in der fürstlichen Loge behalten hat. Kuratus Weidner, der später als Dechant und Stadtpfarrer am Karfreitag 1945 in Hanau Opfer eines Bombenangriffes geworden ist, war der letzte Birsteiner Geistliche mit diesem Titel; seine Nachfolger wurden und werden „Pastore“ tituliert. Als solche haben in der Folge zu Birstein gewirkt die Herren


Karl Ellenbrand, bis 16. April 1929,
Karl Lippert, bis 15. August 1931,
Aloys Wehner, bis 10. Mai 1937, 
Karl Wachtel, bis 20. Oktober 1943. 


Nach Pastor Wachtel hat Pastor Stephan Weber (bis September 1958) die Gemeinde übernommen, um sie umsichtig und aufopfernd durch die schweren Nachkriegsjahre zu führen. Er ist dabei vorbildlich vom Herrn Geistlichen Rat Josef Neumann, der aus Oberglogau stammt und zuletzt Pfarrer in Schönau (Oberschlesien) war, unterstützt worden. Unter ihm haben mehrere tausend Heimatvertriebene in Birstein und Umgebung neue Heimat gefunden, und unter ihm sind die Orgel und die Glocken neu erstanden, deren Anschaffung durch die Spende des Fürsten Franz Ferdinand ermöglicht worden ist.
Die neuen Glocken wurden im März 1954 in Bremen Hemelingen gegossen und am 04.04.1954 von SE Weihbischof Adolf Bolte geweiht.
In den schweren Nachkriegsjahren standen und stehen den Geistlichen Fräulein Karoline Würz als Pfarrhelferin und Organistin und Frau Anny Bennek als Organistin der Außenstationen helfend und opferbereit zur Seite. Seit Weggang von Pastor Weber amtiert Pastor Vinzenz Ahmann in Birstein (* 05.04.1911 in Dorsten / W 09.03.1940 / + 16.101983 im Bistum Münster), der seiner Zeit bereits die alte Schule zu einem Jugendheim umgestaltet hat, in die Küche eine elektrische Heizung einbauen ließ, und in den 1960-ziger Jahren, das innere und äußere Gewand der Kirche erneuern ließ (u.a. Umgestaltung des Hochaltars (Niederlegung der Altarrückwand, Umgestaltung der Kanzel, Anschaffung eines neuen Tabernakels). In der Zeit seines Wirkens errichtete die Pfarrjugend einen Schönstattbildstock am Charlottenfelsen, der am 18.06.1977 feierlich eingeweiht wurde.


Am 01. September 1981 übernimmt Pfarrer Hans Siegmund die Pfarrei und wirkt dort segensreich bis zu seinem Ruhestand. – Pfarrer Siegmund wird am 17. November 1941 in Thröm (Kreis Ratibor) in Oberschlesien (heute Třebom in der Tschechischen Republik) geboren und erlernt nach Volks- und Berufsschule zunächst den Schlosserberuf, den er zehn Jahre lang ausübt. Ab 1967 besucht er das Clemens-Hofbauer-Kolleg in Bad Driburg. Nach dem Abitur 1971 tritt er in das Bischöfliche Priesterseminar in Fulda ein und beginnt seine philosophisch-theologischen Hochschulstudien. Im Juli 1975 zum Diakon geweiht, absolviert er sein pastorales Praktikum in der Pfarrei St. Pius in Fulda. Nach der Priesterweihe am 5. Juni 1976 durch Bischof Dr. Eduard Schick ist Hans Siegmund zunächst Kaplan in Bad Orb, sodann ab 1980 in Flieden.

Am 1. September 1981 wird ihm die Pfarrkuratie Birstein mit ihren zahlreichen zugehörigen Gemeinden übertragen, wo er seitdem pastoral tätig ist. Darüber hinaus ist Pfarrer Siegmund über viele Jahre Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Rockenberg/Jugendarrestanstalt Gelnhausen.
In der Zeit seines 30-jährigen Wirkens wurde in den Jahren 1986 bis 1988 das heutige Pfarrheim (Grundsteinlegung 25.07.1988) errichtet; dieses ersetzte das alte Jugendheim, das aus der alten katholischen Schule entstanden war (Abriß 26.10.1987). Im Jahre 1993 wurde das Pfarrbüro im Pfarrhaus renoviert, es folgten die Kellerräume des Pfarrhauses.


Ein großer Wunsch der Kirchengemeinde konnte am 30.05.1999 in Erfüllung gehen: Domkapitular Hermann Mühl weihte die neue Krawinkel-Orgel ein, die die alte sehr schadhaft gewordene Orgel von 1945 ersetzt.
Der Orgel ging die gründliche Innenrenovierung vorraus, dabei wurde die alte Farbfassung der Erbauungszeit von 1912-14 wieder zum Vorschein geholt und das als sehr trist empfundene Grau von 1962 entfernt. Zudem wurde eine moderen Umlaufheizung installiert.
Nachdem nun schon das Innere im neuen „alten Glanz“ erstrahlte, ging es im Jahr 2000 an das äußere Gewand der Kirche, auch dieses erhielt seinen „alten Glanz“ wieder; dabei entdeckte man im obersten Giebelfeld des Fassade original Putz- und Farbreste von 1912/14, die belegen, dass die heutige Farbfassung der der Erbauungszeit entspricht.
Ein weiterer Höhepunkt fand am 30.10.2005 im Garten des Pfarrheims statt: An diesem denkwürdigen Tag weihte SE Weihbischof Karlheinz Diez unsere Lourdes-Grotte ein. Die Figuren der Gottesmutter und der Hl. Bernadette wurden von den Stiftern eigens in Lourdes gekauft.
In den Jahren 2008 – 2010 wurde die Heizungsanlage erweitert, um eine bessere Beheizung der Logen zu ermöglichen, zudem wurde die schadhafte Wärmeisolierung auf der Gewölbedecke der Kirche erneuert und ergänzt.


Im Dezember 2009 erhält Pfarrer Siegmund von Bischof Heinz-Josef Algermissen den Titel Geistlicher Rat in Anerkennung seiner Verdienste. Mit Wirkung vom 1. August 2011 ist er in den Ruhestand versetzt. Er hatte aus Altersgründen um Entpflichtung gebeten. Für die im Bistum Fulda geleisteten treuen Dienste hat der Oberhirte ihm Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Ab dem 01. August 2011 übernimmt Pfarrer Rainer Heller (Wächtersbach) die Verwaltung der Pfarrkuratie, und seelsorglich wird sie von Pfarrer Dr. Jean-Parfait Ntsama (Kamerun) bis 31. Dezember 2012 betreut. Ab 01. Januar 2013 ist Pfarrer Rainer Heller auch für die Seelsorge der Pfarrkuratie zuständig; ihm zur Seite steht Gemeindereferentin Carola Plambeck.

Am 28. Mai 2014 begeht die Katholische Kirchengemeinde St. Mariae Heimsuchung zu Birstein den 100. Weihetag ihrer Pfarrkirche, gleichzeitig erinnert sie daran, dass die neuen Glocken in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiern.


Erstkommunion 2024

Die Vorbereitung der Kinder zur Erstkommunion begann im September 2023.


Die Gruppentreffen sind immer donnerstags um 15 Uhr in Schlierbach
Herz-Jesu Kirche.


Die Erstkommunion wird am Sonntag dem
07.04.2024 um 09:30 Uhr

in Wächtersbach in der Kirche Mariae Himmelfahrt gefeiert werden.


Sternsingeraktion 2024

Die diesjährige Sternsingeraktion stand unter dem Motto


Gemeinsam für unsere Erde in Amazonien und weltweit.


Es wurden Spenden in Höhe von insgesamt
EUR 4.120,-
eingenommen.
Für die gezeigte Gastfreundschaft und die großartige Spendenbereitschaft herzlichen Dank !